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message by Schmidt (13.9.2019 11:42:54):
>>>>>>Vorbei die Zeiten etwas längerer Geschichten

>Matthias?

Ich höre den Tonfall von J. Dabei war der andere J. jahrelang mein Feind. Das konnte ich aber nicht zugeben. J. und M.E. waren jahrelange Dauergäste in unserer Ehe, Dauergäste die jederzeit vor der Tür stehen könnten, der eine mit dem Bonus des fernen Auslandes, der andere wohnte einfach nur vierzig Kilometer entfernt noch bei den Eltern und war von Gastfreundschaft und Ehefrau des väterlich verordneten Frankophilen in der Universitätsstadt vorteilhaft berührt. Ich habe die Rolle dieser beiden hartnäckigen Eindringlinge in meine junge Ehe noch immer nicht ganz kapiert. Dem einen habe ich später eine internationale Beobachtermission des jungen binationalen Ehepaares unterstellt, dem anderen lange nur, daß er unseren Rotwein soff und dann nicht mehr nach Hause fahren wollte. Ich kann grad nicht weiter. Sie ist abgehauen, hat seit 29 Jahren jeden Kontakt abgebrochen, lebt nur einige zehn Kilometer entfernt, hat mir psychischen Defekt unterstellt, was mir half mit ihr nicht mehr reden zu wollen, ich gab dazu auch gleich den Anlass, ich rief aus, wenn ich euch im Auto sehe, fahr ich euch rein. Wochen später wurde mir der Satz erst bewußt und ich wurde derart unruhig, ich hatte geschworen, von mir aus geht kein Kontakt mehr zu ihr aus, aber dies musste ich nun tun, ich habe unter der Zeugin I.
noch genau einmal mit ihr telefoniert um diese blödsinnige beängstigende Aussage zurückzunehmen und mich dafür wirklich wortreich entschuldigt.

Es kam mir auch so vor als ob sie meine Entschuldigung angenommen hatte. Trotzdem. Es lag alles derart in Scherben und die Rolle einiger Protagonisten in meiner Biographie sind mir derart unklar gewesen daß ich mich fast in einem Dauerzustand nahe des Wahnsinns befand. Nachdem ich irgendwann mehr aus Zufall ein von M.E. liegengelassenes getipptes Papier las auf dem ich meine Person in einer Art Bericht beschrieben sah, stellte ich zwar niemanden zur Rede, dachte mir aber, Aha, ich bin wohl schon beim Wehrdienst auffällig geworden, noch dazu wollte ich ein gefährliches Fach studieren, der ist mir heimlich als Aufsicht und Berichterstatter zugeteilt. Dann fing das an mit dem Wahn, seit A. mit dem Deutschkurs eine Uniexkursion nach Ostberlin gemacht hatte, von dort Beobachter worden zu sein. Selbst meiner Klavierlehrerin, die ich wahnsinnig liebte, die aus dem Osten war unterstellte ich dies ohne es je zu thematisieren. Die bestellte mich sonntags um Zwölf um Schubertlieder einzuüben, eines Sonntags verschlief ich wegen Chloroformrausches, schaltete aber um Zwölf das Radio ein, und was hörte ich, ehrlich, Punkt zwölf nach den Nachrichten, Schubertlieder. Und zwar auch noch das Gleiche. Der Leiermann, er leiert was er kann. Als ich dann noch den Taxifahrer der mich nachts um halb drei tief panisch aus meiner dunklen kalten Wohnung zu I. brachte und dabei über 120 wo 80 vorgeschrieben war fuhr, am nächsten Tag in einem Trabbi sitzend mit erwischtem Gesicht auf der großen Plakatwand der Bushaltestelle in Walluf abgebildet war mit der plakatierten Schrift, »Wer rast der fliegt«, war meine heimliche Beobachtung für mich Tatsache geworden, nur wußte ich gleichzeitig, jeder würde mich eher für wahnsinnig halten als mir zu glauben.





   

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